Autor: Das Filmmagazin

  • Verschwörungstheorien

    Postfaktisch, alternativer Fakt, Lüge oder einfach nur Verschwörungstheorie. Es gibt viele Worte, die dieses Phänomen beschreiben. Zwar kommt es uns so vor, als ob gerade in den letzten paar Jahren das Bullshit-o-Meter gehörig gestiegen ist, doch sind solche Faktenverdrehungen schon lange ein Teil der Gesellschaft und auch der Popkultur. Wir haben uns hinter den Vorhang der spektakulären „Wahrheiten“ gewagt und präsentieren euch eine ganz besondere Folge des Filmmagazins.

    Die Titanic-Verschwörung 

    Auch wenn wir uns gern über allzu dämliche Verschwörungstheorien lustig machen, der Weg hin zum*zur Verschwörungstheoretiker*in ist oftmals kürzer als gedacht. Ihn kann im Grunde jede*r gehen. Das kann nicht nur dazu führen, dass man in die Untiefen des Internets abtaucht, sondern sich andere Personen an der eigenen Leichtgläubigkeit bereichern.

    In einer ganz ähnlichen Situation befindet sich unser fiktiver Protagonist Herbert Stollmann. Er ist Videothekenbesitzer und hat kürzlich erfahren, dass man viel Geld mit Verschwörungstheorien verdienen kann. Was dahinter steckt und was die Titanic damit zu tun hat, erfahrt ihr in unserem Hörspiel.

    Wie Verschwörungstheorien funktionieren

    Natürlich haben wir wieder einige Interviews zum Thema geführt und Expert*innen befragt. Einer davon ist Professor Michael Butter von der Uni Tübingen. Er beschäftigt sich schon lange mit Verschwörungstheorien und hat viel zum Thema publiziert. Von ihm erfahren wir, wie lange es die moderne Verschwörungstheorie schon gibt und wie die typische Argumentationsstruktur einer Verschwörungstheorie funktioniert.

    Verschwörungstheorien fangen eigentlich immer von hinten an, die stellen immer diese Frage ˈCui Bonoˈ – wem nützt das? Und wenn man diejenigen identifiziert hat, die von irgendetwas angeblich profitieren, dann hat der Verschwörungstheorietiker normalerweise auch schon die wichtigste Arbeit geleistet und dann geht es im Grunde nur noch darum, eine Beweiskette zu konstruieren, die schlüssig auf eben diese Gruppe hinführt.

    Prof. Michael Butter

    Im Land der Verschwörungstheorien

    Christian Schiffer ist Redakteur beim Bayerischen Rundfunk und hat zusammen mit seinem Kollegen Christian Alt das Sachbuch „Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien“ geschrieben. Mehrere Monate lang haben sich die beiden Autoren die Szene angeschaut und sogar versucht, eine eigene Verschwörungstheorie zu verbreiten. Das lief aber etwas zu gut.

    Wir haben eine Facebook-Gruppe für zehn Euro bei Ebay gekauft, über die wir dann herrschen konnten. Dafür haben wir dann ein Video aufgenommen, haben das kurz in diese Gruppe gestellt, um einfach zu schauen, ob da jemand drauf anspringt. Dann haben wir es gleich wieder gelöscht. Denn die Welt braucht vieles, aber bestimmt nicht noch eine Verschwörungstheorie.

    Christian Schiffer

    Verschwörungen im Film

    Verschwörungen können verdammt spannend sein. Das wissen auch Drehbuchautor*innen und stricken Filmhandlungen um mächtige Geheimlogen herum, die im Hintergrund alles steuern. Darüber schreibt Katharina Thalmann gerade ein Buch, sie ist ebenfalls Wissenschaftlerin an der Uni Tübingen. Ihrer Meinung nach sind sich viele Verschwörungsfilme darin ähnlich, wie sie ihren Hauptfiguren in Szene setzen.

    Vor allem, weil diese Protagonisten sehr oft als Helden, seltener als Heldinnen, inszeniert werden und oft durch die Aufdeckung der Verschwörung an Status und Reputation gewinnen und sich in der Gesellschaft wieder beweisen können, als jemand, der er geschafft hat, die Bevölkerung zu bewahren oder aufzuklären. Und das ist natürlich auch etwas, wo man als Zuschauer einfach mitgehen kann und sich identifizieren kann.    

    Katharina Thalmann

    Linkliste – Shownotes

    Links zum Start

    Wikipedia zu Verschwörungstheorien

    Prof. Michael Butter

    Buch von Michael Butter über Verschwörungstheorien

    Christian Schiffer

    Buch von Christian Schiffer über Verschwörungstheorien

    Videospielmagazin von Christian Schiffer

    Podcast von Christian Schiffer

    Katharina Thalmann

    Katharina Thalmann an der Universität Tübingen

  • Film-Flops

    Was Ihr nicht bekommt: Ein Ranking der am schlimmsten gefloppten Filme. Was Ihr bekommt: Hintergründe. Was bedeutet Scheitern im Film? Wie läuft Scheitern ab? Und hat Scheitern überhaupt etwas mit Geld zutun?

    „Best“ Practice: Das Scheitern von „Heaven’s Gate“

    Es sind schon so einige Filme gescheitert. Ein ganz besonderes Beispiel dürfte der Western „Heaven’s Gate“ (1980) von Michael Cimino sein. Er war nicht nur ein totaler Publikums- und Kritiker*innen-Mißerfolg, sein Scheitern sorgte sogar dafür, dass das traditionsreiche Produktionsunternehmen „United Artists“ in der Bedeutungslosigkeit verschwand und eine ganze Ära in Hollywood für beendet erklärt wurde. Martin erzählt uns diese Geschichte.

    Scheitern an der Kinokasse

    Als Indikator für den Erfolg oder Misserfolg eines Kinofilms zählen für viele Produktionsunternehmen und Verleiher in erster Linie die Verkaufszahlen an den Kinokassen. Doch wie viele Zuschauer*innen müssen einen Film sehen, damit er kein Flop wird? Und wie schätzen Kinobetreiber das Risiko ein? Um diese Fragen zu klären, haben wir mit Kim Ludolf Koch gesprochen, dem Geschäftsführer des Cineplex-Verbunds.

    „Da sieht man dann, dass nur 10-20 Zuschauer pro Vorstellung im Film sind und dann kann man ehrlicherweise nicht mehr von einem Erfolg sprechen.“

    Kim Ludolf Koch

    Bei Produktionen scheitern

    Für Kinofilme zählen Verkaufszahlen, für TV- und Streamingproduktionen die Einschaltquoten und Zugriffe. Professorin Ilona Wuschig lehrt an der Hochschule Magdeburg-Stendal und hat zuvor lange Zeit für öffentlich-rechtliche Fernsehsender gearbeitet. Sie erzählt von ihrem Scheitern bei Produktionen und der Relevanz von Quote – sogar bei den Öffis.

    „Einmal ist es richtig schief gegangen. Das hat mich dann so zwei Monate meines Lebens gekostet.“

    Prof. Ilona Wuschig

    Hat Scheitern immer etwas mit Geld zutun?

    Professor Stefan Zahlmann von der Uni Wien ist auf jeden Fall nicht gescheitert, was seine Veröffentlichungen zum Thema „Scheitern“ angeht. Er erklärt uns, warum Scheitern mit jedem und jeder selbst zutun hat und erst einmal gar nicht so viel mit Geld.

    Scheitern ist eine rein subjektive Interpretation eines Sachverhalts. Scheitern ist die Differenz zum individuell gewünschten Leben. Es gibt auf das Phänomen Scheitern so viele Sichtweisen wie Personen, die darüber reden.“

    Prof. Stefan Zahlmann

    Linkliste – Shownotes

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    Wikipedia zu Filmflops

    Heaven’s Gate

    Wikipedia zu „Heaven’s Gate“

    Doku über den Film „Heaven’s Gate“

    Kim Ludolf Koch

    Startseite von Cineplex

    Wikipedia zu Cineplex

    Ilona Wuschig

    Ilona Wuschig an der HS Magdeburg-Stendal

    Stefan Zahlmann

    Professor Stefan Zahlmann an der Uni Wien

    Buch von Stefan Zahlmann über’s Scheitern

  • Star Trek

    Der Weltraum. Unendliche Weiten. Star Trek begeistert seit über 50 Jahren Millionen von Fans, egal ob als Serie oder als Kinofilm. Wie konnte sich das Roddenberry-Universum so lange halten und sich immer wieder neu erfinden? Wir haben den Warp-Antrieb eingeschaltet und unsere Phaser auf Betäubung gestellt, um das herauszufinden.

    Das Star-Trek-Universum und sein Erfinder

    Irgendwo hat jede Erfolgsgeschichte ihren Anfang. Bei Star Trek liegt dieser im Jahr 1966, als der US-Amerikanische Fernsehsender NBC die erste Folge der Original-Serie rund um Captain Kirk, Commander Spock und Co. ausstrahlte. Zusammen mit Buch-Autor Björn Sülter sprechen wir über die Anfänge eines großen Franchise.

    Star Trek war die erste ernsthafte Science-Fiction-Serie. Es gab natürlich diese ganzen Serials, die liefen auch im Kino damals rauf und runter, aber Gene Roddenberry war tatsächlich der erste, der sich dieses Themas angenommen hat und daraus wirklich eine Erwachsenen-Unterhaltung machen wollte.

    Björn Sülter

    Der Erfolg von Star Trek

    Kaum ein anderes Serien-Universum ist so bekannt, wie das von Star Trek. Über 50 Jahre lang ist es den Macher*innen immer wieder gelungen, neue Elemente zu den bestehenden Geschichten hinzuzufügen und das Liebgewonnene beizubehalten. Wieso Star Trek noch immer so erfolgreich ist – zuletzt durch die neuen Kinofilme und die aktuelle Serie Star Trek Discovery auf Netflix – besprechen wir mit der Leipziger Professorin Katja Kanzler, die rund um Star Trek geforscht hat.

    Es waren im Prinzip Indianerfilme und Western, die einfach ins Weltall projiziert worden sind. Star Trek hat immer eine andere Geschichte erzählt. Die Außerirdischen, die Anderen, die Fremden mögen erstmal anders ausgesehen haben, aber immer wieder haben die Helden der Serie gelernt, dass das Fremde einfach nur anders aber nicht unbedingt schlechter sein muss.

    Katja Kanzler

    Star Trek und seine Fan-Community

    Auch nach der Erstaustrahlung von Star Trek im deutschen Fernsehen (1972 im ZDF) verfielen die ersten Menschen der Faszination des Enterprise-Universums. Wie sich die deutsche Fan-Community entwickelt hat und wie sie immer noch in regem Kontakt miteinander steht und Treffen, Conventions und andere Projekte realisiert, besprechen wir mit Ralf Hammerschmidt. Er organisiert das Trek-Dinner Krefeld und verwaltet eine der größten Star-Trek-Fangruppen in Deutschland.

    Irgendwann kam ich zu Hause an und guckte auf einen Wagen, direkt bei mir vor der Haustür. Der hatte Enterprise-Symbole drauf. Da habe ich erstmal wahrgenommen, dass es ein Fan-Sein gibt. Ich dachte, ich wäre allein auf der Welt.

    Ralf Hammerschmidt

    Durch Star Trek Geld verdienen

    Sein Hobby zum Beruf machen: das ist wohl der Traum vieler Fans. Gerhard Raible hat das mit seiner Trekworld Marketing GmbH geschafft. Zur Blütezeit des Star-Trek-Hypes entwickelte er DVD-Boxen und andere Fan-Gegenstände. Heute hat sich das Geschäft verändert. Genug zutun gibt es für den leidenschaftlichen Trekkie aber immer noch.

    Jeder Produktmanager, der Betriebswirtschaft studiert hat, der mag sich natürlich mit Verkauf und Marketing-Plänen auskennen. Der kennt sich aber nicht damit aus, ob Borg jetzt ein Tennisspieler oder eine außerirdische Rasse ist.

    Gerhard Raible

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    Björn Sülter:

    Katja Kanzler:

    Ralf Hammerschmidt:

    Gerhard Raible:

  • Dinner for One

    Der Sekt steht kalt, die Raketen liegen bereit und die Uhr tickt. Alle sind gewappnet für den Start in’s neue Jahr. Doch eine wichtige Sache fehlt noch: Dinner for One im Fernsehen.

    Der Sketch, der nie alt wird

    The same procedure every year. Mehrere Millionen Deutsche schalten in jedem Jahr zu Silvester ihre Fernseher ein und warten darauf, dass Butler James (Freddie Frinton) seiner Miss Sophie (May Warden) wieder zum Geburtstag auftischt und in Vertretung ihrer Freunde einen Schnaps nach dem anderen kippt. Skål!

    Ich glaube, das ist schon so verankert ins Leben der Menschen. Das wird von Generation zu Generation weitervererbt. Stefan Mayr

    Mit SZ-Redakteur und Dinner-for-One-Experte Stefan Mayr gehen wir der Geschichte hinter dem Lieblingssketch der Deutschen auf den Grund. In seinem Lexikon Dinner for One von A bis Z hat er sich als erster grundlegend und umfassend mit diesem Stück Fernsehgeschichte auseinandergesetzt.

    Verarbeiten, ohne es zu bemerken

    Warum lachen wir so gern über Freddie Frintons Sketch und wie konnte er gerade im Deutschland der 60er und 70er Jahre seinen Siegeszug antreten? Immerhin ist der Sketch komplett in Englischer Sprache. Dass das alles etwas mit der unterbewussten Verarbeitung des Krieges und der Zeit des Nationalsozialismus zutun hat, vermutet der Lachforscher Reiner Stollmann. Deshalb erklärt er uns auch, dass sich der Sketch nicht mehr allzu lang als Silvester-Ritual halten wird – seine Zeit sei bald um, es gebe in den jüngeren Generationen nicht mehr das Problem der nicht-aufgearbeiteten Vergangenheit.

    Es kann sein, dass es sich ein bisschen länger hinzieht, als ich damals gesagt habe, aber dass die Zeiten sich geändert haben und dass man diesen Sketch nicht mehr braucht, das glaube ich schon. Reiner Stollmann

    Und selbst wenn Dinner for One in Deutschland bald in Vergessenheit geraten sollte (die Einschaltquoten im Jahr 2017 sprechen jedoch nicht gerade dafür), dann wird er vielleicht in seinem Ursprungsland Großbritannien der neue Klassiker. Zum ersten Mal wird Dinner for One dort zu Silvester 2018 im Fernsehen gezeigt.

    Wir wünschen Euch allen einen guten Rusch ins neue Jahr 2019 und hoffen, Ihr seid auch im neuen Jahr wieder dabei! <3

    Danke!

    Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie und unseren Gästen Stefan Mayr und Rainer Stollmann.

  • Filme aus Indien

    Wenn man „Indische Filme“ sagt, dann denken die meisten an Bollywood. Der Hype in der Mitte der 2000er Jahre um die bunten Tanzfilme, mit Stars wie Shah Rukh Khan, hat uns geprägt. Aber Filme aus Indien sind mehr als Bollywood-Kino.

    In Indien ist Kino anders

    Wer könnte uns besser von der indischen Filmkultur erzählen, als jemand, der den größten Teil seines Lebens in Indien verbracht hat? Praful Vijay arbeitet an der TU Dresden als wissenschaftlicher Mitarbeiter und erzählt uns von der großen Bedeutung, die das Kino für die indische Gesellschaft hat und auch, welche Probleme das mit sich bringen kann.

    Filme sind ein Teil der indischen Kultur. In einer typischen großen Stadt geht eine Familie mindestens einmal im Monat ins Kino.

    Praful Vijay

    Wir kennen Bollywood durch RTL II

    Wenn RTL II nicht vor über 10 Jahren massenhaft Bollywood-Filme eingekauft und synchronisiert hätte, dann wüssten viele wahrscheinlich überhaupt nichts von indischen Filmen. Doch wie kam es dazu, dass sich der Privatsender damals dazu entschloss, die Produktionen aus Asien zu lizenzieren und auszustrahlen? Darüber sprechen wir mit dem österreichischen Filmwissenschaftler Claus Tieber, der uns bereits in Episode 44 an seinem Wissen teilhaben lies.

    Das ist ein Phänomen im Bollywood-Kino, dass es eben ausgerichtet ist auf die Musiknummer, auf die Emotionen und nicht auf die Handlung.

    Claus Tieber

    Zensur in indischen Filmen

    Auch die indische Filmwirtschaft hat eine „dunkle Seite“. Immer wieder wird vom Staat in Produktionen eingegriffen und Zensur ausgeübt. Das trifft dann nicht nur große westliche Produktionen, wie James Bond, sondern auch Filme, die im Land selbst produziert werden. Vera Wessel ist Redaktionsleiterin beim Magazin für indische Kultur ISHQ in Münster und kommt gerade von einer Indien-Reise zurück. Sie erzählt uns von der Zensur in Indien, aber auch von der großen Vielfalt des indischen Kinos und aktuellen Entwicklungen.

    Da gibt es eine Szene, wo die Hauptfigur im Bad ist mit einer Freundin und man sieht, wie jemand einen roten BH in der Hand hat. Und der wird dann plötzlich verpixelt.

    Vera Wessel

    Von riesigen Hochzeiten und heißem Klima

    Von uns war noch niemand in Indien. Die indische Kultur kennen wir nur aus Dokumentationen oder eben aus Filmen. Doch was macht dieses Land mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohner*innen aus? Davon erzählt uns Praful Vijay, der seit 2013 in Deutschland lebt, am Ende unserer Episode. Außerdem berichtet er von Vorurteilen über Inder*innen, mit denen er konfrontiert wurde, aber auch von gigantisch großen Hochzeitsfeiern mit seiner Familie.

    Danke!

    Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie und unseren Gästen Praful Vijay, Claus Tieber und Vera Vessel.

  • Musik in Filmen

    Der Vorhang geht auf. Die ersten Bilder flimmern über die Leinwand und aus unzähligen Lautsprechern tönen Orchesterklänge. Sie begleiten, untermalen, sagen voraus oder erzählen ihre ganz eigenen Geschichten. Oft wird die Musik im Film nur beiläufig wahrgenommen. Weil sie das nicht verdient hat, haben wir ihr eine ganze Episode gewidmet:

    Was tut die Musik im Film?

    Egal, ob in Star Wars, dem Herrn der Ringe oder in einem Tarrantino-Film, die Musik ist nicht wegzudenken aus dem Kino. Was wäre ein Actionfilm ohne knallige E-Gitarren im Hintergrund oder ein Horror-Klassiker ohne ängstigende Beats? Mit dem Medienwissenschaftler Willem Strank, einem Mitgründer der Kieler Gesellschaft für Filmmusikforschung, reden wir darüber, welche Rolle Musik im Film spielt und welche Funktionen sie erfüllen kann.

    Wenn Sie zwei Szenen nebeneinander legen, eine mit Musik und eine ohne Musik, dann würden Sie ungern auf den Vorteil verzichten, den die Musik bringt. Es kann eine Szene sehr verändern, je nachdem, welche Musik darunter liegt oder ob Musik darunter liegt.

    Willem Strank

    Berühmte Filmkomponisten, wie z.B. John Williams oder Howard Shore, schreiben Ihre Stücke immer wieder so, dass sie an verschiedenen Stellen zur Handlung eines Filmes beitragen können oder selbst eine zusätzliche Bedeutung zum Gesehenen hinzufügen. Beispielsweise beim Score der Star-Wars-Filme werden unterschiedliche Musik-Themen miteinander kombiniert. So finden sich z.B. in Luke & Leia’s Theme Elemente sowohl aus dem Force Theme und aus Princess Leia’s Theme. Dieses und weitere Beispiele stellt uns Dr. Strank im Podcast vor.

    Am Anfang war die Musik

    Wenn wir von Stummfilmen sprechen, dann vergessen wir meistens, dass es in den frühen Jahren des Kinos sehr wohl Musik gab. Diese kam selbstverständlich nicht vom Band oder nur selten aus Lautsprechern. Meistens wurde sie von Live-Musiker*innen eingespielt. Bei den Vorführungen gab es aber durchaus qualitative Unterschiede, erklärte uns der österreichischen Filmwissenschaftler Claus Tieber.

    Die Kinos haben untereinander damit geworben, dass sie das bessere Orchester haben. Es hieß: ‚Kommen Sie in unser Kino, hören Sie unser Orchester, denn das ist besser, als die anderen.

    Claus Tieber

    Außerdem reden wir mit ihm über die ersten Versuche, die Musik mit den Bildern zu synchronisieren. Spoiler: Meistens hat das nicht so gut funktioniert.

    Ein ganzes Genre blutet aus

    Eine ganz besondere Bedeutung hat die Musik in solchen Filmen, in denen es um sie selbst geht. Egal, ob in Biopics über berühmte Musiker*innen und Bands, oder in Musicalfilmen. Bei letzteren ploppen natürlich sofort Szenen aus den großen Musical-Hits der vergangenen Jahre vor dem inneren Auge auf: LaLaLand, Les Miserables oder Mamma Mia. Durch unsere Kindheitserinnerungen sind wir außerdem tief verbunden mit Disney-Klassikern, wie dem König der Löwen oder Arielle – die Meerjungfrau. Diese Filme lieben wir und können die meisten Titel aus dem Kopf mitsingen. Doch es gab eine Zeit in Hollywood, da schob man Musicalfilme auf’s Abstellgleis. Niemand wollte sie mehr sehen. Das mag auch daran gelegen haben, dass zuvor fast im Wochentakt neue Musicals in den Kinos anliefen. Über dieses Phänomen und den damit verbundenen so genannten ‚Roadshows‘ erzählt uns der US-amerikanische Buchautor Matthew Kennedy.

    ‚Wir werden diesen Film mindestens genauso erfolgreich machen, wie The Sound of Music!‘ Die Studios waren so optimistisch, doch dann standen sie vor leeren Kinositzen.

    Matthew Kennedy

    Die Praxis oder wie es sich anfühlt, Filmmusik zu erschaffen

    Emotionen auslösen, Menschen zum Lachen, zum Weinen oder zum Gruseln bringen. Das schafft Filmmusik. Deswegen haben ihre Schöpferinnen eine ganz besondere Verantwortung und stehen immer wieder vor großen Herausforderungen. Die Ansprüche der Produzentinnen müssen erfüllt werden, aber etwas Kreatives will erschaffen werden.

    Ich liebe einfach Filme. Ich liebe Musik. Und das zusammenzubringen und einfach so neue Klangwelten zu erschaffen, das macht einfach Spaß.

    Franziska Henke

    Mit der Dresdner Filmmusik-Komponistin Franziska Henke, die für ihre Musik zu Nellys Abenteuer den Deutschen Filmmusikpreis 2016 gewann, reden wir über die Arbeit und darüber, was sie daran so liebt.

    Danke!

    Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie, Linh Tran für das Voice-Over und unseren Gästen Willem Strank, Claus Tieber, Matthew Kennedy und Franziska Henke.

  • Filme über die DDR

    Die ehemalige Deutsche Demokratische Republik fasziniert auch 28 Jahre nach ihrem Zusammenbruch noch Historiker, Politologen und Filmschaffende. Sei es wegen des gelebten Sozialismus, der Ein-Parteien-Herrschaft oder der Staatssicherheit. In unserer 43. Episode blicken wir auf dieses Kapitel deutsch-deutscher Geschichte. Dabei interessieren uns vor allem Filme, die die DDR porträtieren, egal ob vor oder nach der Wiedervereinigung gedreht. Außerdem fragten wir uns, wie verschiedene Akteure auf diese Darstellung Einfluss nehmen oder diese rezipieren.

    Der DDR-Filmbetrieb in der Retrospektive

    Ein echter Experte, was DDR-Filme angeht, ist Ralf Schenk. Er war früher Filmkritiker für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in der DDR und sitzt heute im Vorstand der DEFA-Stiftung. Wir sprechen nicht nur über seinen Job, sondern erfahren auch, was die Besonderheiten der sozialistischen Filmschmiede waren und wie westliche Staaten „das andere Deutschland“ sahen. Gerade der Disney-Film Mit dem Wind nach Westen ist für Schenk ein Negativbeispiel für eine verzerrte Auseinandersetzung mit der DDR.

    Ich kann mich nur noch an eine Szene erinnern, wo sich Familien an einem Gemüsestand um eine einzige dort liegende verschimmelte Zitrone gestritten hatten. Das war das Bild der DDR, wie man sich das in Hollywood so vorstellte.

    Ralf Schenk

    Nach der Wiedervereinigung beschäftigten sich vor allem viele Komödie über das Ende der DDR, ehe mit Das Leben der Anderen aus dem Jahr 2006 ein heftiger Einschnitt die Filmwelt traf und ernste Geschichten an Bedeutung gewannen. Welcher Film laut Schenk jedoch viel eher das Lebensgefühl der DDR einfängt, verrät er uns im Interview.

    Die Sicht eines ehemaligen Kulturoffiziers der NVA

    Mit der Wiedervereinigung gewann die Bundesrepublik auch etwa 17 Millionen neue Bürgerinnen und Bürger, die zuvor teilweise noch in verschiedenen Positionen oder Ämtern das DDR-System stützten.

    Helmut Werkmeister im Filmmagazin (vordere Reihe, zweiter von rechts).

    Helmut Werkmeister, Martins Opa, wurde Anfang der 70er Jahre vom Gefreiten zum Leutnant ernannt und kümmerte sich später als Offizier um die kulturelle Betreuung der Soldaten in einer Kaserne in Brandenburg. Uns erzählt er, wie er die DDR erlebt hat und welche Vorbehalte er gegenüber heutigen DDR-Filmen hat.

    Das ist das, warum ich mir sowas nicht angucke, weil das völliger Blödsinn ist. Das ist Film ja, aber keine Realität. 

    Helmut Werkmeister

    Dazu zeigen wir ihm auch Ausschnitte aus der Komödie NVA von Leander Haußmann und diskutieren, welchen Mehrwert selbst oberflächliche Filme über die DDR bieten können.

    Fluchtgeschichten und „Ballon“

    Wer über die DDR spricht, kommt wohl kaum um den Themenkomplex „Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze“ von 1961 bis 1989 herum. Die Zahlen, wie viele Menschen letztlich einen Grenzübergang wagten, schwanken zwar je nach Quelle, doch im Gespräch mit Sarah Bornhorst von der Stiftung Berliner Mauer wird klar, wie gefährlich ein solches Unterfangen war.

    Es sagt sehr viel aus über einen Staat, wenn Menschen zu so einem großen Teil versuchen zu fliehen. Und eben auch solche Risiken auf sich nehmen. Risiken bis dahin, dass sie getötet werden.

    Sarah Bornhorst

    Fluchtgeschichten verfolgten die DDR schon seit ihrer Gründung. Als einer der spektakulärsten gilt die geglückte Ballon-Flucht der Familien Strelzyk und Wetzel. 1979 flogen sie trotz Stasi-Großaufgebot den Behörden mit einem selbstgenähten Heißluftballon davon. Michael „Bully“ Herbig kreierte daraus seinen ersten Thriller, der seit dem 27. September 2018 in den Deutschen Kinos zu sehen ist. Ob es einem Münchner Komiker gelungen ist, diesem geschichtsträchtigen Stoff gerecht zu werden, besprechen wir in unserer Filmkritik zu Ballon.

    Danke!

    Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie und unseren Gästen Ralf Schenk, Helmut Werkmeister und Sarah Bornhorst. Außerdem danken wir Ilja Almendinger und Anne Feuerhack für die Betreuung und Konzeption der Sendung.

  • Rassismus im Film

    Wie äußert sich Rassismus in Filmen und in der Filmgeschichte? Was ist „Blackfacing“ und welche Rolle spielten Darsteller aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Filmen der Weimarer Republik? In unserer 42. Episode wollen wir das Thema Rassismus im Film aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Dazu haben wir uns tolle Gäste eingeladen.

    „Mo und die Arier“

    Mo Asumang ist Regisseurin, Moderatorin und Schauspielerin. In ihrem Dokumentarfilm Die Arier trifft sie führende Rassisten und Neonazis und unterhält sich mit ihnen. Wir sprechen mit ihr über ihre Beweggründe, auf diese Menschen zuzugehen, und über ihre Eindrücke aus den Gesprächen. Außerdem schätzt sie den derzeitigen Stand ein, was Rassismus in aktuellen Filmen angeht.

    Ich habe auch als Schauspielerin viele Anfragen bekommen, in denen gefragt wurde, ob ich eine Prostituierte oder eine Putzfrau spielen könne. Das hat sich in den letzten Jahren schon ein bisschen geändert aber es ist immer noch nicht wirklich cool.

    Mo Asumang

    Mo hat das Triptychon mit dem Titel „help me“ (chapter 01) zur Ausstellung RASSISMUS – die Erfindung von Menschenrassen im Deutschen Hygienemuseum in Dresden beigesteuert. Außerdem hat sie vor kurzem ihr Buch „Mo und die Arier“ herausgebracht, in dem sie von ihren Gesprächen mit den Rassisten erzählt.

    Afrodeutsche im Kino der 20er Jahre

    Denkt man an die „großen Kinofilme“ der 20er Jahre, dann schießen einem vor allem Titel, wie Metropolis oder Nosferatuin den Kopf. Filme, die auch heute immer wieder Analyseobjekte der Filmwissenschaft sind. Dabei werden die großen Pop-Kulturellen Film-Hits von damals aber oft nicht mehr betrachtet. Ein sehr beliebtes Genre, waren die „exotischen Abenteuerfilme„, in denen auch afrodeutsche Darstellerinnen und Darsteller aus den ehemaligen deutschen Kolonien als Statisten zu sehen waren. Wir werfen den Blick auf die Filmgeschichte, zusammen mit Filmwissenschaftler Tobias Nagl.

    Im Vordergrund stand Unterhaltung und Rassismus war in dieser Zeit ein ganz selbstverständlicher Teil der Unterhaltung.

    Tobias Nagl

    Professor Nagl erzählt uns über einen Teil der deutschen Filmgeschichte, von dem wir noch nie etwas gehört haben und der bisher – auch in der Wissenschaft – wenig beachtet wurde.

    „Black Panther“ in Namibia

    Der Marvel-Film Black Panther ist der Kinofilm, der bisher das zweithöchste Einspielergebnis im Jahr 2018 an den Kinokassen erzielt hat. Besonders in einigen afrikanischen Ländern wurde der Film gefeiert.

    Der Film war in den ersten Wochen non-stop ausverkauft und man muss dazu sagen, dass Namibia im ganzen Land nur vier Kinos hat und es im Normalfall nicht so ist, dass diese Kinos in irgendeiner Weise ausverkauft sind.

    Jasko Rust

    Warum das so war, besprechen wir mit dem Radio-Journalisten Jasko Rust, der in Namibia beim deutschsprachigen Radio arbeitet.

    Danke!

    Damit wir diese Folge produzieren konnten, war die Hilfe von vielen Menschen unglaublich wichtig. Wir danken Clemens Weichard für seine Interpretation unseres Filmvorführers Thorsten Schlotzkowski, Bony Stoev für die Jingle-Melodie und unseren Gästen Mo Asumang, Jasko Rust und Tobias Nagl. Außerdem danken wir den Podcasterinnen Mareike von FilmgedankenAnne von Klassiker-Faible sowie allen, die über die sozialen Netzwerken mit uns Kontakt aufgenommen und über das Thema gesprochen haben. Ein ganz besonderer Dank geht an das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden für die Unterstützung bei unserer Suche nach Gästen und auf der Suche nach O-Tönen aus der Ausstellung.