Es waren ziemlich große Erwartungen – und ziemlich große Fußstapfen. Nachdem Joker schon vor Veröffentlichung durch einige Preise hoch gelobt wurde, stieg die Vorfreude auf die erste Origin-Story eines DC-Bösewichts. Und die großen Fußstapfen? Gemeint sind natürlich nicht die von Jared Leto aus Suicide Squad, sondern die von Heath Ledger, der in The Dark Knight die Rolle des Clowns verkörperte.
Im Joker geht es allerdings nicht um das Ping-Pong-Spiel zwischen dem maskierten Fledermausmann und seinem geschminkten Widersacher, sondern um Arthur Fleck, der in widrigen Verhältnissen in einer kaputten Stadt aufwächst und offenbar wegen einer psychischen Störung in Behandlung ist.
Christiane Attig
Wir reden selten über einzelne Filme. Diesmal machen wir allerdings eine Ausnahme – denn Joker hat uns fasziniert.
Jeder Joker ist anders
Jack Nicholson, Heath Ledger, Jared Leto und jetzt Joaquin Phoenix. Jeder der großen Joker-Darsteller hat die Rolle anders gespielt. Während der Joker aus den Tim-Burton-Batmans eher eine einfach gestrickte Figur ist, die sich aufgrund eines Unfalls vom gewöhnlichen Kriminellen zum diabolischen Joker entwickelt, ist der Joker aus The Dark Knights jemand, der „die Welt einfach nur brennen sehen“ will. Seine persönliche Geschichte bleibt dabei im Hintergrund.
Sieht man sich die psychologische Biografie von Arthur Fleck an, wäre es denkbar, dass Arthur Fleck zu dem Heath-Ledger-Joker wird.
Christiane Attig, Psychologin und Podcasterin
Der Joker ist immer auch ein Kind der Zeit gewesen, in der die jeweiligen Filme gedreht wurden. Aber auch die persönliche Einstellung der Darsteller zur Rolle spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Wie versetzet man sich in den Joker hinein? Wie bereitet man sich darauf vor?
Psychische Krankheiten in Filmen
Menschen mit psychischen Krankheiten sind für das Kino eine gängige Erzählung. Welches Bild von ihnen wird uns aber durch Filme vermittelt? Studien haben herausgefunden, dass Menschen mit psychischen Krankheiten in einem Großteil der Filme, in denen sie dargestellt werden, als Täter*innen auftreten. Meist geht es dabei um Gewaltverbrechen, Morde oder andere brutale Straftaten. Dass diese Darstellung problematisch ist, erklärt sich von selbst.
In Filmen, Serien und Literatur sind psychische Störungen oft assoziiert mit Gewaltbereitschaft und auch Gewaltausübung. Ist das die einzige Informationsquelle die man hat, kann das weit weg vom Ziel der Wissensvermittlung führen.
Christiane Attig, Psychologin und Podcasterin
Aber auch die Therapie erfährt eine ungenaue, manchmal sogar grundsätzlich falsche Darstellung. Behandlungen in einer Klinik werden als martialische 50er-Jahre Folter-Sessions gezeigt – bei den Therapeut*innen in der Praxis steht eine Liege und meist geht es in der Patient*innen-Beziehung um Sex. Bilder, die wir im Kino sehen, sind also nicht adäquat. Aber es gibt auch Aufrufe, diese Bilder zu verändern. Und nicht zu vergessen: Es gibt auch gute Beispiele. Darüber sprechen wir unter anderem im Podcast.
Linkliste – Shownotes
Christiane Attig
Podcast: Audio:viel (ein Podcast übers Podcasthören)
Podcast: Rantvoll (Christiane & Julius regen sich mit wechselnden Gästen auf)
Christianes Filmbesprechung zum Joker
Darstellung von psychischen Krankheiten in Filmen
Zum Time To Change film report „Screening Madness“
Psychische Störungen im Film Irre Mörder, anzügliche Therapeuten – Spiegel Online
Therapieland-Podcast von Deutschlandfunk Kultur
Vorbereitung von Joaquin Phoenix auf die Rolle
Joker Transformation Caused Joaquin Phoenix To ‚Start to Go Mad‘ – CBR
Joaquin Phoenix & die Vorbereitungen auf die Rolle des Joker – FanLexikon
How Joaquin Phoenix transformed into the Joker – Looper
Joker: Joaquin Phoenix‘ massiver Gewichtsverlust führte zu „Störung“ – Moviepilot
Joker: Die drastischen Vorbereitungen der legendären Darsteller – Moviepilot
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