Sein Andenken war für die DDR immens wichtig. Er gehörte zum Gründungsmythos des sozialistischen Staates, nach ihm wurde sogar die Pionierorganisation benannt: Ernst Thälmann. Der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands prägte die Bewegung zur Zeit der Weimarer Republik zweifelsohne. Doch die beiden monumentalen Spielfilme, die zu seinen Ehren in den Jahren 1954 und 55 von der DEFA, dem volkseigenen Filmunternehmen der DDR, produziert wurden, haben mit historischer Wirklichkeit eher wenig zutun. Sie kreieren das Bild eines unantastbaren, allwissenden Helden, der eher als fleischgewordenes Selbstverständnis der Partei, als als Mensch interpretiert werden kann. Die beiden Filme „Thälmann – Sohn seiner Klasse“ und „Thälmann – Führer seiner Klasse“ waren den Obrigen der DDR so wichtig, dass sie sogar immens Einfluss auf die Produktion nahmen. So soll der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht höchstselbst Stellen aus dem Drehbuch gestrichen haben – solch ein Vorgehen war auch in der DDR eher unüblich. Als die Filme erschienen, befand sich die DDR noch in einer Phase der Selbstvergewisserung und war noch nicht der harte eingemauerte Überwachungsstaat, von dem heute oft die Rede ist. Unter dem Eindruck der schweren Massenproteste des 17. Juni 1953 hatte sich der Wunsch der Regierenden nach einer Art filmischer Selbstvergewisserung sicher noch verstärkt. In dieser Folge erzählt Lucas die Geschichte der beiden DEFA-Monumentalfilme über den Kommunisten Ernst Thälmann.
Shownotes
Dr. Andreas Kötzing am Hannah-Arendt-Institut
Filmdetails: Sohn seiner Klasse
Filmdetails: Führer seiner Klasse
Finke, Klaus: Politik und Film in der DDR. (Buch)