Der Niedergang der Arbeiterfilme

Der Vorwurf, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei zu links und berichte einseitig, ist fast so alt wie die Institution selbst. Exemplarisch zeigt sich dies in den 1960er und 1970er Jahren, als vor allem NDR und WDR zunächst Dokumentarfilme und später Spielfilme im Arbeitermilieu drehten. In diesem letztlich kurzlebigen Genre steht die Lebenswelt der Arbeiterinnen und Arbeiter im Mittelpunkt. Es geht um Unsicherheit, den harten Alltag in der Fabrikhalle und um Klassenkämpfe mit Arbeitgebern, die auf einen Schlag Tausende entlassen. Oft entstehen die Filme in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen, manchmal spielen sich die Akteure in fiktionalisierter Form selbst.

Die Filme kommen nicht bei allen gut an

Einem Teil des Publikums gefällt diese Perspektive nicht. Konservative Zeitungen und Politiker von FDP und CDU/CSU schießen gegen Filme wie „Liebe Mutter, mir geht es gut“ oder „Rote Fahnen sieht man besser“. Lobbygruppen bilden sich mit fragwürdigen Argumenten, Schimpfwörter wie „Rotfunk“ werden popularisiert und mit der Zerschlagung von Teilen des ÖRR gedroht. Am Ende verschwinden die Arbeiterfilme von der Bildfläche, auch weil führende Redakteure durch arbeitgeberfreundliche ersetzt werden.

Über den Niedergang des Genres sprechen wir mit dem Kulturhistoriker Pujan Karambeigi. Pujan hat für das politische Magazin Jacobin einen Artikel über Arbeiterfilme geschrieben. Im Interview sprechen wir nicht nur darüber, was die Arbeiterfilme auszeichnete, sondern auch darüber, inwiefern die heutigen Filme über Klassenkämpfe einen ganz anderen Blickwinkel haben.

Shownotes

https://jacobin.de/artikel/das-fernsehen-das-die-cdu-verbot-oeffentlich-rechtliche-fernsehprivatisierung-privatfernsehen-arbeiterfilm-fassbinder-pujan-karambeigi/

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