„Fällt Hollywood eigentlich nichts Neues mehr ein?“ So oder so ähnlich hat sicherlich schon mal ein Filmliebhaber reagiert, als er oder sie in den Spielplan der hiesigen Kinos geschaut hat. Und es lässt sich wohl kaum bestreiten, dass die wöchentlichen Filmstarts zu einem nicht gerade kleinen Teil aus Fortsetzungen, Reboots oder eben Remakes bestehen. Besonders das Letztgenannte ist für uns interessant.
Aktuell ist Disney fleißig damit beschäftigt, seinen üppigen Franchise-Katalog zu durchforsten und alte Zeichentrick-Klassiker aus den 1990er-Jahren wiederaufleben zu lassen. Mit Aladin oder den kommenden Neuverfilmungen von König der Löwen und Mulan wird uns dieses Thema auch so schnell nicht verlassen.
Warum bereits existierende Filme immer mal wieder mit frischem Anstrich erscheinen, haben wir uns bereits in Folge 26 genauer angesehen, dort vor allem mit Blick auf amerikanische Remakes. Ganz im Sinne einer großen Filmproduktionsfirma haben wir in dem Thema aber noch Potenzial für eine weitere Folge gesehen. Also gibt es hier jetzt ein Remake á la Filmmagazin!
Remakes im dramaturgischen Vergleich
Für Drehbuchautoren*innen stellen Remakes eine ganz besondere Herausforderung dar. Ein großer Klassiker soll modernisiert werden, an heutige gesellschaftliche Bilder angepasst und am besten neue wie alte Fans zufrieden stellen. Dass das nur den wenigsten gelingt, meint die Dramaturgin Vivien Bronner, die sich in ihrem Buch „Remakes – Ein Shortcut zur Filmdramaturgie“ die verschiedenen Versionen des gleichen Ausgangsmaterials verglichen hat.
Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass viele Remakes dem dramaturgischen Aufbau des Originals nicht gerecht werden und eher verschlimmbessern. Viele Neuinterpretationen fokussieren sich laut Bronner zu sehr auf die Exposition und die Charakterisierung von Figuren, die dem eigentlichen Handlungsverlauf dadurch schaden und ihn teils extrem verlangsamen.
Intertextualität
Das Phänomen Remakes treibt aber nicht nur zornige Kinogänger*innen vor sich her. Auch die Kulturwissenschaften beschäftigen sich schon länger mit dem Thema. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Fachbegriff „Intertextualität“. Grob umschrieben, meint Intertextualität, dass keine kulturelle Leistung für sich allein steht und damit immer in irgendeiner Form Bezug nimmt auf andere Werke.
Diese Bezüge können durch Zitate, Anspielungen, Parodien oder auch Remakes geschehen. Mit der Kulturwissenschaftlerin Dr. Michaela Wünsch haben wir darüber gesprochen. So geht es unter anderem darum, wie Intertextualität zum Film passt und worin eigentlich der Reiz liegt, bekannte Stoffe erneut zu verfilmen.
Linkliste – Shownotes
Links zum Start
Vivien Bronner
Buch von Vivien Bronner über Remakes und Dramaturgie