Wie gefährlich ist Binge-Watching?

Ihr kennt das. Netflix an und los. 3 Folgen? 4? Die ganze Staffel? Manchmal gibt’s einfach kein Halten mehr. Wer will schon gern eine ganze Woche auf eine neue Folge warten, wenn man die aktuelle Staffel der Lieblingsserie auch an einem Tag schauen kann? Doch Binge-Watching bringt Probleme für die Stories mit sich und kann sogar gesundheitliche Folgen haben. Darum gehts in dieser Filmmagazin-Episode.

Den Genuss verdorben?

Zuallererst wirkt sich Binge-Watching natürlich auf die Zeit aus, die wir mit einer Geschichte und den Figuren darin verbringen. Natürlich ist es rein rechnerisch egal, ob wir drei mal 60 Minuten kurz hintereinander schauen, oder im Abstand von einer Woche. Es bleiben insgesamt 180 Minuten. Doch für unser Erleben und auch für unsere Erinnerungen an das Gesehene macht es tatsächlich einen Unterschied. Studien haben gezeigt, dass wir uns Dinge langfristig besser merken können, wenn wir sie über einen längeren Zeitraum hinweg konsumieren. Außerdem tendieren wir dazu, uns auch in der Zwischenzeit – zwischen zwei Episoden – mit dem Gesehenen zu beschäftigen. Auch das wirkt sich stark auf das „Nutzungserlebnis“ von Serien aus. Die Frage steht also im Raum: Verdirbt uns Binge-Watching das Serien-Erlebnis?

Müssen wir Angst vor Binge-Watching haben?

Die Wahrheit ist: Wir sind ganz schön anfällig für’s Hintereinander-Wegschauen. Zuallererst lieben wir es, in andere Welten hineingezogen zu werden. Wird eine tolle Geschichte erzählt, sind wir dabei. Und es gibt kaum etwas, das mehr zufrieden stellt, als direkt nach einem Cliffhanger, weiter schauen zu können. Und wenn wir uns dann noch mit einer oder mehreren Figuren identifizieren können – umso besser. Dass wir manchmal sogar das Gefühl haben, wir könnten gut und gerne mit dem ein oder anderen Charakter aus Serie XY befreundet sein, kommt nicht von ungefähr. Psycholog*innen sagen, dass – egal, ob wir etwas tatsächlich erleben oder „nur“ auf dem Bildschirm schauen – die gleichen Hirn-Areale angesprochen werden. Außerdem produzieren wir beim Binge-Watching Dopamin. Das löst im Körper eine Belohnungsreaktion aus, die wir am liebsten so häufig wie möglich wiederholen würden. Dies sei auf Dauer durchaus mit anderen Suchtauslösern vergleichbar.

Doch die Suchtgefahr ist nicht das einzige Problem. Einige Studien wollen sogar herausgefunden haben, dass zu viel Bildschirmzeit die Lebenszeit verkürzt und das Risiko für bestimmte Krankheiten durchaus erhöht. Aber sollten wir es deshalb jetzt ganz vermeiden, zu viele Serien am Stück zu schauen? Einige alarmirische Posts, Artikel und Videos im Internet behaupten das jedenfalls. Ob hier häufiger mal Kausalität mit Korrelation verwechselt wird? Wir sprechen darüber im Podcast.

Verantwortungsvoll Content konsumieren

Ja lame. Hier ist er wieder – der erhobene Zeigefinger. Netflix, Amazon und andere Streaming-Anbieter haben meist ein klares Ziel: Die Verweildauer auf der Plattform zu erhöhen, dadurch (zahlende) Nutzer*innen zu binden und immer mehr zu wachsen. Viel zu oft ist die einzige „Konkurrenz“, die solche Medienangebote haben, unsere Schlafenszeit. Und die ist eigentlich ziemlich wichtig für unsere Gesundheit. Aber um hier nicht selbst ständig den Teufel an die Wand zu malen: Binge-Watching kann auch eine Ausflucht bzw. ein regelrechtes „Bollwerk“ gegen Stress sein. Tauchen wir für ein paar Stunden in eine Serie ein, können wir dem Alltagsstress wenigstens kurz entfliehen.

Am Ende kommt es auf uns selbst an, wie viel Zeit wir dem Medien- (und Serienkonsum) einräumen wollen. Dabei kann es sicher nicht schaden, sich selbst Grenzen zu setzen und kleine Rituale oder Regeln zu etablieren. Nur zwei Folgen pro Woche. Jeden Sonntag in der Badewanne eine neue Episode. Pro geschauter Folge ein kurzer Spaziergang. Schaden wird das auf keinen Fall. Genauso wie es nicht schadet, unseren Podcast zu abonnieren. Versprochen!

Für Feedback und Anregungen, kommentiert gern auf unserer Seite, schreibt uns eine Mail oder twittert und an @das_filmmagazin.

Shownotes

Aktion Deutschland Hilft – Spenden für die Nothilfe Ukraine

NBC News: What happens to your brain when you binge-watch a TV series

Psychology Today: Why You Should Stop Binge-Watching

Medium: You Need to Stop Binge-Watching Right Away

Cinéaste: RETHINKING TELEVISION: A Critical Symposium on the New Age of Episodic Narrative Storytelling

CNET: I quit watching movies and TV shows I don’t like. Why you should too

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